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Zur Person Historie Leben und Zeit Kolpings Werk

Die Person Adolph Kolping

Adolph Kolping jung
Text 1
Berufung und Pflichterfüllung
Gebet und Gottvertrauen
Praktische Nächstenliebe
Entfaltung eigener Kräfte und Fähigkeiten
Vorbild und Beispiel
 
 
Text 2
Lebensgrundsätze
Pflicht und Verantwortung
Engagement und Zielstrebigkeit
Gradlinigkeit
Gottvertrauen
Mitsorge und Anteilnahme
Offenheit und Aufgeschlossenheit
Lebensernst und Freude

 

Text 1

 

Berufung und Pflichterfüllung

Adolph Kolping steht als Mensch vor uns, der sein Leben und Wirken durch und durch aus klarem, religiösem Fundament heraus gestaltet, dessen Wurzeln in der Familie grundgelegt wurden. Religion, katholisches Christentum, ist für ihn nicht äußerliches Bekenntnis oder gar nur formale Zugehörigkeit zur Kirche, sondern Basis und Richtschnur allen Tuns. Geschöpf Gottes zu sein, ist für Kolping weit mehr als die quasi einmalige Akzeptanz des Geschaffenseins. Für ihn bedeutet dies die Notwendigkeit und Verpflichtung, sich immer wieder zu fragen und zu prüfen, was Gott mit ihm vorhat, und ob der eingeschlagene Weg richtig ist - eine ständige bewußte und kritische Reflexion also, die in der Überzeugung wurzelt, daß jeder Mensch von Gott auf einen bestimmten Platz gestellt ist, den er mit allen Kräften auszufüllen hat. Hier kommt der Begriff Berufung ins Spiel, die eigene Lebensgestaltung ist letztlich nicht der freien Entscheidung des einzelnen überlassen, so sehr er auch eigenverantwortlich zu handeln hat, hier gilt es vielmehr, auf Gottes Fingerzeige zu achten (Vorsehung), um die eigene Bestimmung auch tatsächlich erkennen und erfüllen zu können. Mit solchen Vorstellungen korrespondiert auch die Überzeugung von der Pflicht des einzelnen, den ihm gewiesenen Weg auch zu gehen, in übernommenen Aufgaben auch bei noch so großen Schwierigkeiten nicht zu resignieren oder vor vermeintlich unüberwindlichen Hindernissen nicht zu fliehen. Nicht der äußerlich sichtbare oder meßbare Erfolg ist also entscheidend, sondern das redliche Bemühen, das Richtige und Notwendige zu tun. Dabei darf das Stichwort Bemühen allerdings nicht unterschätzt werden. Für Kolping, dem sein Wirken für den Gesellenverein in eben diesem Sinne Berufung und damit Pflichterfüllung war, gilt es, alle vorhandenen Kräfte zu mobilisieren und einzusetzen, konsequent, ja letztlich kompromißlos das als richtig und notwendig Erkannte anzugehen und zu verwirklichen zu suchen.

Gebet und Gottvertrauen

Natürlich stellt sich hier die Frage, woher der Mensch die Kraft beziehen kann und soll, solchen Ansprüchen gerecht zu werden, die bloß menschliche Kräfte und Fähigkeiten sicherlich vielfach überfordern. Für Kolping ist die Antwort klar: Als Geschöpf Gottes ist der Mensch ja nicht in einem einmaligen Akt in die Welt gesetzt, um dort nun allein fertig zu werden, vielmehr kann und darf, ja muß er sich getragen wissen von der Hand seines Schöpfers, der ihn nicht allein läßt und ihn schon gar nicht fallen läßt. Wer redlichen Willen hat, dem hilft Gott, in dieser oder ähnlicher Formulierung drückt Kolping immer wieder diese tiefe Überzeugung aus - hier wurzelt sein tatsächlich unerschütterliches Gottvertrauen, das es ihm überhaupt ermöglichte, seinen Weg konsequent zu gehen, ein Weg, der ja wahrlich nicht frei von Schwierigkeiten und Problemen war. Das Vertrauen auf Gott ist also gewissermaßen der Schlüssel für die konsequente Pflichterfüllung des Christen, aber eben mit der Maßgabe, daß dieses Vertrauen nur gerechtfertigt ist, wenn das eigene Wollen und Handeln auch wirklich bewußt als Akzeptanz bzw. Realisierung des göttlichen Willens verstanden wird. Gottvertrauen kann also nicht als Freibrief für jedwedes Handeln ins Feld geführt werden!

Für Kolping ist das Gebet das entscheidende Mittel für den ständigen "Dialog" mit seinem Schöpfer. Die Auseinandersetzung mit den grundlegenden Fragen des Lebensweges und damit der eigenen Bestimmung, das Ringen um die rechten Entscheidungen im alltäglichen Leben und Wirken, das Bitten um Erhörung besonderer Anliegen und um die Kraft, auch schmerzliche Ereignisse und Erlebnisse bewältigen zu können, nicht zuletzt schließlich Dank und Lobpreis Gottes - all dies ist nicht auf das unmittelbare eigene Lebensfeld beschränkt, sondern praktisch unbegrenzt; vielfältigste Anliegen aus seinem näheren und weiteren Umkreis schließt Kolping in sein tägliches Gebet ein, wie er auch immer wieder darum bittet, daß andere ihn in sein Gebet einschließen möchten.

Praktische Nächstenliebe

Praktisches Christentum erfüllt sich für Kolping nicht in der Befolgung bestimmter Normen und erschöpft sich auch nicht in der Teilhabe am kirchlichen Leben, es bewährt sich vielmehr in erster Linie durch tätige Nächstenliebe. Nicht zufällig stellte er deshalb seine erste programmatische Schrift über den Gesellenverein unter das Motto "Tätige Liebe heilt alle Wunden, bloße Worte mehren nur den Schmerz". Mitsorge und Anteilnahme für den Nächsten sind deshalb auch hervorstechende Merkmale der Persönlichkeit Adolph Kolpings, wie es die vorhandenen Quellen und Überlieferungen eindeutig belegen. Dabei wurde keine bequeme Auswahl getroffen, etwa in der Konzentration auf besonders nahestehende Personen oder in der bloß verbalen Solidarität mit dem fernen Nächsten, für Kolping zählte immer die tatsächliche Situation, wo jemand einer Hilfe und Zuwendung bedurfte, die er zu leisten imstande war. Sein Einsatz bei der Choleraepidemie des Jahres 1849 in Köln, die das ganze gerade in den Anfängen befindliche Werk gefährdete, stellt ein beredtes Zeugnis für diese Einstellung dar. Kolping, der gerade den Kölner Gesellenverein als Zentrum des neuaufzubauenden Werkes gegründet hatte, meldete sich nach Ausbruch der Cholera unverzüglich freiwillig für die Seelsorge im Hospital. Kolpings Engagement für den Mitmenschen gründet gerade auch in der Überzeugung, daß alle Menschen als Geschöpfe Gottes in mannigfacher Weise verbunden und aufeinander angewiesen sind. Die Welt, so formulierte er einmal, ist nicht einzelnen anvertraut, sondern der Menschheit insgesamt, die deshalb auch ein Ganzes bildet. Von diesem Ansatz her betont Kolping immer wieder auch die Pflicht des einzelnen, im Rahmen seiner Möglichkeiten Verantwortung für das Ganze und damit für andere Menschen zu übernehmen. Sein Engagement im Katholischen Gesellenverein ist eines von vielen Beispielen für die Annahme und Verwirklichung solcher Verantwortung, der sich eigentlich nach Kolping niemand entziehen darf, und seien die relevanten Bereiche auch noch so unscheinbar oder vermeintlich bedeutungslos.

Entfaltung eigener Kräfte und Fähigkeiten

Bereitschaft zum Engagement für den Mitmenschen, und erst recht die aktive Wahrnehmung von Verantwortung für sich selbst und darüber hinaus für das je konkrete gesellschaftliche Umfeld, erfordern nicht allein guten Willen, sondern auch Kompetenz. Man kann nicht alles aus einem Menschen machen, hat Kolping einmal formuliert. Aber das, was möglich ist, sollte nicht ungenutzt bleiben. Gerade er selbst hat sich stets bemüht, dem Anspruch gerecht zu werden, alle vorhandenen Kräfte und Fähigkeiten zu entwickeln und zu entfalten. Nicht zuletzt die Überzeugung, daß vorhandene Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten bei einer Fortsetzung des bisherigen Lebensweges ungenutzt bleiben mußten, war es ja, die Kolping dazu brachte, das Handwerkerdasein aufzugeben und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Für Kolping steht es nicht im privaten Belieben, mit den eigenen Kräften und Fähigkeiten umzugehen, auch hier sieht er wieder die notwendige Pflichterfüllung, den Auftrag des Schöpfers. Die Wahrnehmung dieser Pflicht, zu der ja das ganze Wirken des Katholischen Gesellenvereins einen wesentlichen Beitrag leisten sollte, ist freilich keine einmalige Aufgabe, sondern eine lebenslange Herausforderung. Sie erfordert deshalb auch die ständige Offenheit, sich mit den Gegebenheiten und Entwicklungen der Zeit auseinanderzusetzen, die ständige Bereitschaft auch, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen, den eigenen Bestand an Kenntnissen, Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen immer wieder einer selbstkritischen Prüfung zu unterziehen. Dabei ist dann wiederum das weltanschauliche Fundament von entscheidender Bedeutung, denn nur von dort können ja Urteilsmaßstäbe bezogen werden. Adolph Kolping hat sich in seinen verschiedenen Lebenssituationen immer wieder engagiert und kritisch mit den Gegebenheiten der Zeit auseinandergesetzt, die ihn ja letztlich auch - über die Bekanntschaft mit dem Katholischen Gesellenverein vor dem Hintergrund der eigenen Lebenserfahrung als Handwerker - zu seiner eigentlichen Lebensaufgabe geführt haben. Nicht abstrakte Theorien haben Adolph Kolping zum Gesellenvater werden lassen, sondern die ganz konkrete Not junger Menschen in einer Zeit des Umbruchs, wo es neuer Wege bedurfte, um Menschen in die Lage zu versetzen bzw. zu helfen, als tüchtige Christen ihr Leben zu gestalten und dadurch die Welt zu verändern.

Vorbild und Beispiel

Nur wer selbst seinen Pflichten treu ist, kann, so hat Kolping gemeint, auch andere mit Erfolg zur Pflichttreue anhalten. Er selbst ist diesem Gedanken in der Tat gefolgt, er hat sich in all seinen Lebenssituationen immer bemüht, seiner Verantwortung vor Gott, vor den Mitmenschen und vor sich selbst gerecht zu werden, seine Pflichten zu erfüllen. Damit sind wir bei der zentralen Bedeutung, die für Kolping das Beispiel hat. Nichts lehre eindringlicher und nichts wirke nachhaltiger, so sagte er einmal, als das alltägliche Beispiel. Dabei spielen die äußeren Umstände gar keine weitere Rolle, denn beispielhaftes Wirken ist jederzeit und überall möglich. Anderen ein Beispiel geben, ihnen mit gutem Beispiel vorangehen, ihnen damit auch Mut zu machen, das waren gewiß herausragende Merkmale Adolph Kolpings, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Ein solches überzeugtes Wirken setzt freilich die eigene Sicherheit voraus. Denn Mut macht nach Kolping ja nur, wer selbst Mut hat. Erst eine solche Sicherheit aber, die eben im letzten nur aus einem tiefen religiösen Fundament gewonnen werden kann, befähigt letztlich dazu, auch sehr offen und deutlich anderen gegenüber die Meinung zu sagen oder ihnen gegenüber Forderungen zu stellen. Gerade im freundschaftlichen Miteinander, so Kolping, liegt eine besondere Chance und auch Pflicht zum offenen Umgang miteinander, wo nicht nur unverbindliche Geselligkeit gefragt ist, sondern auch die kritische Ermahnung, die brüderliche Zurechtweisung.